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Image: ESO

Nachruf auf Peter Oelhafen

Peter Oelhafen

Am 5. Februar 2025 ist Prof. Dr. Peter Oelhafen, emeritierter Professor für Experimentalphysik am Departement Physik der Universität Basel, in Ormalingen verstorben.

Peter Oelhafen wurde 1944 in Bern geboren. 1960 begann er eine Lehre als Fernmelde- und Elektronikapparate-Monteur bei der Firma Hasler AG, welche er 1964 erfolgreich abschloss. Parallel dazu bereitete er sich ab 1963 auf die Eidgenössische Maturitätsprüfung am Berner Abendgymnasium vor und erwarb 1966 die Eidgenössische Maturität (Typ C). Im Anschluss daran studierte er Physik an der ETH Zürich, wo er 1976 zum Thema Photoemission von flüssigen Metallen bei Georg Busch promovierte. Nach zwei weiteren Jahren als Assistent bei Georg Busch und Hans-Christoph Siegmann wechselte er 1978 zusammen mit Hans-Joachim Güntherodt an die Universität Basel und baute dort eine Forschungsgruppe für Elektronenspektroskopie auf. Zu den Forschungsschwerpunkten gehörten unter anderem die Untersuchung der Elektronenstruktur und Oberflächeneigenschaften von metallischen Gläsern und Graphiteinlagerungsverbindungen mit Photoelektronenspektroskopie (UPS, XPS), die Auger-Elektronenspektroskopie und Energieverlustmessungen.

1980 habilitierte er sich an der Universität Basel und wurde zum Privatdozenten ernannt. Im gleichen Jahr erhielt er den Max Auwärter Preis für die Erforschung der Physik von Oberflächen und Grenzflächen. Während eines Auslandsaufenthalts am IBM Forschungslabor in Yorktown Heights von 1981 bis 1982 widmete er sich unter anderem der Elektronenspektroskopie an durch Molekularstrahlepitaxie hergestellten Gallium-Arsenid-Schichten.

1992 wurde er zum Extraordinarius für Physik an die Universität Basel berufen und hat sich dort in den folgenden über 30 Jahren grosse Verdienste erworben.

Peter war ein Pionier der Oberflächenphysik und vor allem der Photoelektronenspektroskopie und hat diese an der Universität Basel eingeführt. Seine Gruppe und er bauten hochkarätige Spektrometer auf und untersuchten damit die physikalischen Eigenschaften dünner Schichten. Die wissenschaftlichen Arbeiten seiner ESCA-Gruppe (Electron Spectroscopy for Chemical Analysis) wurden international bekannt und hochgeschätzt. Peter war nicht nur ein brillanter Forscher, sondern hat seine wissenschaftlichen Ergebnisse auch in die Praxis umgesetzt. Er interessierte sich früh für nachhaltige Energienutzung, und in der Folge entwickelten seine Gruppe und er neuartige Isoliergläser, die sehr gute Energie-Effizienzen erreichen und heute industriell hergestellt und an vielen Orten eingesetzt werden. Ein weiterer wichtiger Beitrag waren Kohlenstoffschichten für thermische Solarkollektoren.

Auch nach der Emeritierung setzte er seine wissenschaftliche Arbeit fort. In seinem letzten Projekt initiierte er eine Messkampagne bei Schienenfahrzeugen und untersuchte deren Energie-Bilanz im Detail. Dies führte zu einem umfassenden Modernisierungsprogramm bei 36 S-Bahn-Zügen der BLS AG und zu grossen Energieeinsparungen. 2019 wurde ihm dafür der Watt-d'Or Preis des Bundesamts für Energie verliehen. Seine Gruppe leistete auch Beiträge zur Fusionsforschung: in Basel entwickelte widerstandsfähige Spiegelmaterialien (first mirror) werden für die Charakterisierung des Plasmas im Forschungsreaktor ITER eingesetzt.

Die Lehre war ein sehr wichtiger Teil von Peter Oelhafens Aktivitäten: er begeisterte die Studierenden mit seinem Engagement und brachte ihnen komplexe Themen nahe. Er hielt jahrelang die Grundvorlesungen der Physik und verfasste dafür ein Skript, das auch heute noch für den Physik-Unterricht an der Universität Basel benutzt wird.

Neben Forschung und Lehre hat sich Peter Oelhafen auch stets für die wissenschaftliche Gemeinschaft eingesetzt und bekleidete darin wichtige Ämter. So war er bei der Schweizerischen Gesellschaft für Oberflächentechnik (SGO-SST) aktiv und baute dort ein Netzwerk von Firmen und Forschungsinstituten auf.

Von 1995 bis 1997 war er Vizepräsident und von 1997 bis 1999 Präsident der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft (SPG). Während seiner Amtszeit wurde die erste Ausgabe der SPG Mitteilungen veröffentlicht.

Mit Peter Oelhafen verlieren wir einen unermüdlich engagierten und immer hilfsbereiten Kollegen, der sich in ausserordentlicher Weise für die Belange der Physik und der Wissenschaft eingesetzt hat. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Ernst Meyer, Christoph Bruder und Laurent Marot, Universität Basel

[Veröffentlicht: April 2025]